Was ist Sehen?
Beim Sehen wird die dreidimensionale Welt auf die zweidimensionale Netzhaut abgebildet. Ein zentraler Begriff ist der des Betrachters. Sein Ort und die Richtung seiner Sehachse sind entscheidend für das Bild. Ferner sagt uns der Strahlensatz, dass ein rotes Quadrat von 1 cm^2 Fläche, dessen Mittelpunkt die Sehachse schneidet, und das sich in der Entfernung von 1 m befindet, dasselbe Bild ergibt wie ein rotes Quadrat von 4 cm^2 Fläche, dessen Mittelpunkt die Sehachse schneidet, und das sich in der Entfernung von 2 m befindet. Die gesuchte Abbildung ist mathematisch gesprochen eine Faltung. Darin kommt der Witz vom Astronomen zum Ausdruck, der Staub auf dem Okular seines Fernrohrs für eine neue Galaxie hält. Ferner überlappen Flächen, die sich näher am Betrachter befinden, Flächen, die weiter entfernt vom Betrachter liegen. Mit diesen recht einfachen Erfahrungssätzen versuchen wir, das Sehen nachzuahmen durch zeichnen.
Was ist perspektivisches Zeichnen in Architektur?
Diese Zeichenrichtung nennt sich perspektivisches Zeichnen. Darin gibt es die Einpunktperspektive, die Zweipunktperspektive, die Dreipunktperspektive oder die Mehrpunktperspektive. Die Punkte sind sogenannte Fluchtpunkte. Sie bezeichnen den vom Betrachter unendlich entfernten Punkt. Wir beschreiben die Zeichnung einer Häuserecke in der Zweipunktperspektive. Suche dir zwei verschiedene Punkte in der Zeichenebene aus. Das sind die Fluchtpunkte. Verbinde sie durch eine Gerade. Das ist der Horizont. Suche dir zwei Punkte dazwischen, die sich bezüglich des Horizontes gegenüberliegen. Verbinde sie durch eine Gerade. Das ist die Hausecke. Zeichne jeweils eine Gerade von den Häuserpunkten zu den Fluchtpunkten. Brich sie ab in jeweils einem Punktepaar, deren Punkte sich bezüglich des Horizonts gegenüberliegen. Verbinde die Punkte des Punktepaars jeweils durch eine Gerade. Fertig ist die Hausecke.
Wo wird perspektivisches Zeichnen eingesetzt?
Für einen Berufsstand ist diese Zeichentechnik besonders wichtig: den Architekten. Er muss immer wieder überprüfen, ob seine Ideen auch umsetzbar, also in die Realität setzbar, sind. Heutzutage machen diese Arbeit Computer. Mit ihnen zeichnet man wie automatisch in der Zweipunktperspektive. Übrigens: nicht alles was zeichenbar ist, ist realisierbar. Das zeigen die Arbeiten von M. C. Escher. Die ewig aufsteigende Treppe oder den beständig aufwärtsfließenden Fluss gibt es nicht. Man kann aber sagen, dass alles, was realisierbar ist, zeichenbar sein muss. Die Erfahrungssätze entstammen der Überlegung. So kann man sagen: das Zeichnenlernen führt über das Sehenlernen. Lerne einfach eine Architekturzeichnung zu erstellen.
Autor: Paula
Bilder: Akademie Ruhr